Mitten in Ronneburg entsteht in den kommenden Monaten ein „Hamam“, ein traditionelles arabisches Dampfbad. Daran nicht ganz „unschuldig“ ist ein junger Mann aus Syrien. Denn während Integration andernorts oft nur theoretisch diskutiert wird, wird sie in Ronneburg gelebt: Abdul Hoot aus Aleppo absolviert hier eine Ausbildung zum Assistenten des Podologen bei der Firma Fuss Fenzl, einer Fachpraxis für Podologie und medizinische Fußpflege.

Viele Menschen in Hüttengesäß und insbesondere Familie Fenzl haben den jungen Mann mittlerweile in ihr Herz geschlossen. Beide Seiten lernen stetig voneinander, schließlich ist Integration keine Einbahnstraße. Und so basiert der erwähnte Hamam auf einer Idee von Abdul und wird in Kürze das angeschlossene Kosmetikstudio der Familie Fenzl bereichern. Über ihre Erfahrungen und darüber, wie Integration im Alltag gelingen kann, berichteten Firmenchef Dirk Fenzl und Abdul Hoot im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Katja Leikert und CDU-Landtagskandidat Max Schad.

Dirk Fenzl ist ein engagierter Unternehmer, der seinen eigenen Weg auch gegen Widerstände geht. So stieß vor rund 30 Jahren seine Entscheidung, sich beruflich dem Thema Fußpflege zu widmen, bei seiner Familie zunächst nicht auf Begeisterung. Doch Dirk Fenzl hatte ein Vorbild: Die „Feuss-Mina“, ein Hüttengesäßer Original, die sich viele Jahre lang den Füßen ihrer Nachbarn und Mitbürger annahm. Zu größerer Bekanntheit hat es mittlerweile wohl nur ihr Enkel gebracht: Andreas Hofmann ist heute Bürgermeister in Ronneburg. Ehrensache, dass auch der Rathauschef bei dem Ortstermin mit Leikert und Schad dabei war und den Ausführungen von Dirk Fenzl, der heute als erfolgreicher Geschäftsmann ein 20-köpfiges Team leitet, lauschte.

Vor seiner Ausbildung hat Abdul Hoot Dirk Fenzl und sein Team bereits als Praktikant unterstützt. Nach dem gegenseitigen Kennenlernen waren sich beide Seiten schnell einig, dass sie längerfristig zusammenarbeiten möchten. Dirk Fenzl lobt das Naturtalent seines Azubis, der zu Hause in Syrien ursprünglich den Beruf des Schneiders erlernt hat. In seiner Freizeit kickt Abdul Hoot im örtlichen Fußballverein, mit den Söhnen seines Chefs ist er freundschaftlich verbunden.

Unterstützung erhalten alle Beteiligten vom Jobcenter des Kommunalen Centers für Arbeit (KCA) des Main-Kinzig-Kreises. Die Behörde half Abdul Hoot dabei, alle formalen Hürden zu meistern. Neben der Ausbildung ist für ihn der Besuch eines berufsbegleitenden Intensiv-Deutschkurses obligatorisch.

Zu dem Ortstermin mit Leikert und Schad stießen auch Erika Kollmann als Vertreterin des KCA, Deutschlehrerin Johanna Scheller sowie weitere Geschäftsleute aus Ronneburg hinzu. Sie alle sind stolz darauf, was in der kleinen Gemeinde in den vergangenen Monaten geleistet wurde. Übrigens: der Hamam ist nicht das Ende der Fahnenstange. Nach der Schließung der örtlichen VR-Bank-Filiale wird Dirk Fenzl seine Firmenräume erweitern und zusätzlich in Kooperation mit der Firma Elektro Köhler eine Event-Küche in den ehemaligen Räumen des Geldinstituts eröffnen. Ob dort wohl auch bald syrische Gerichte kredenzt werden? Gut möglich.

„Es ist beeindruckend, welch große integrative Kraft von einer kleinen, aber überaus engagierten Dorfgemeinschaft wie der in Hüttengesäß ausgehen kann“, zeigte sich auch Katja Leikert beeindruckt. Sie bedankte sich bei Dirk Fenzl für seinen Mut, bei der Suche nach Nachwuchskräften auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten und einem jungen integrationswilligen Mann so eine Chance auf einen Neuanfang in Deutschland zu ermöglichen. „Leider stehen oft nur die Negativ-Beispiele im Rampenlicht. Umso schöner ist es, eine positive Geschichte wie die von Abdul Hoot kennenzulernen.“

Kategorien: Wahlkreis

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