Max Schad: Schicksal der Betroffenen auch im Main-Kinzig-Kreis darf nicht vergessen werden
Hessen erhält einen eigenen Forschungsbereich zur Gedenk- und Kulturarbeit der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler. Einem entsprechenden Antrag der schwarz-grünen Regierungskoalition hat der Hessische Landtag zugestimmt, wie der CDU-Landtagsabgeordnete Max Schad, Sprecher für Heimatvertriebene seiner Fraktion, mitteilt. „Nach 1945 mussten Millionen Deutsche aufgrund von Flucht, Vertreibung, Deportation und Zwangsumsiedlung ihre Heimat verlassen. Nicht überall wurden sie mit offenen Armen empfangen. Diese oft traumatischen Erlebnisse wirken auch über 75 Jahre nach Kriegsende noch immer nach und sind für viele Hessinnen und Hessen untrennbar mit der eigenen Familiengeschichte verbunden“, schreibt Schad.
Rund 1 Million Menschen haben nach 1945 in Hessen neue Wurzeln geschlagen – auch in der heimischen Region. Allein aus dem Sudetenland kamen im Jahr 1946 in Hanau knapp 21.000, in Gelnhausen 4000 und in Schlüchtern über 16.000 Vertriebene an. Schad: „Die Heimatvertriebenen haben auch dem späteren Main-Kinzig-Kreis mit einem Schlag eine eigene Handschrift gegeben, über die nur noch selten gesprochen und reflektiert wird. Schon an den Zahlen kann man erkennen, welche Auswirkungen bis in die Familien hinein die Vertreibung auch hier vor Ort hatte. Dass dieses Kapitel deutscher Geschichte nun auch in Hessen wissenschaftlich aufgearbeitet und dokumentiert wird, ist ein wichtiger Schritt – insbesondere vor dem Hintergrund, dass immer weniger Zeitzeugen aus eigenem Erleben von damals berichten können. Der neu eingerichtete Lehrstuhl ist hierfür ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt.“
Mit dem neuen Forschungsbereich, der an der Justus-Liebig-Universität in Gießen angesiedelt wird, schaffe die Hessische Landesregierung die Grundlage für eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Kultur und Geschichte von Vertriebenen und Spätaussiedlern und sende damit auch das Signal an die Heimatvertriebenen und ihre Familien, dass ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten soll, so Schad weiter. Der Schwerpunktbereich „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe – Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen seit 1945“ soll in Kooperation mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung der Leibniz-Gemeinschaft entstehen. Die Leitung der Arbeitsgruppe, bestehend aus vier Personen, wird der Historiker Prof. Dr. Peter Haslinger übernehmen. Dafür werden von 2022 bis 2026 jährlich 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.
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